Listen sind ein Teil jedes Cinephilenlebens. Sie sind ein Vergnügen und ein Fluch, eine Herzensangelegenheit und ein guilty pleasure. Meist wird man von allen, für die das Kino vor allem ein Zeitvertreib ist, für seine Listenbegeisterung belächelt, doch manchmal gerät auch eine ganze Gesellschaft in den Listenwahn. Das ist erst vor gar nicht so langer Zeit mal wieder passiert, als der von Marcel Reich-Ranicki herausgegebene Kanon der deutschen Literatur auf den Markt gekommen ist. Sofort gab es in den Feuilletons große Diskussionen über die Auswahl der einzelnen Werke, aber auch über den grundsätzlichen Sinn oder Unsinn eines Kanons. Passenderweise hat fast zur gleichen Zeit die englische Filmzeitschrift „Sight & Sound“ ihre große Zehnjahresumfrage nach den zehn besten Filmen aller Zeiten veröffentlicht. Und wieder einmal – auch das war kaum eine Überraschung – hat „Citizen Kane“ gewonnen.

Die Listen der von „Sight & Sound“ befragten Regisseure, Kritiker und Filmwissenschaftler lassen kaum einen Zweifel zu, es gibt einen Kanon anerkannter filmischer ‚Meisterwerke’, auf den man immer wieder zurückgreifen kann. Es gibt die fünfzehn oder zwanzig Filme, die in den Augen der Kenner den Gipfel der Siebten Kunst markieren und die somit jeder Interessierte einmal gesehen haben sollte. Wir wollen uns nun gar nicht gegen diesen über Jahrzehnte gewachsenen und anerkannten Kanon stellen. Uns liegt viel mehr an einer anderen Art, Filmgeschichte auszubreiten.

So wichtig es ist, dass ein kleiner, eng abgesteckter Kanon so etwas wie eine Grundlage für das Sprechen über das Kino bildet, so sehr sehnen wir uns nach einem Utopia der cinéphilie, in dem ein Kanon, wie ihn „Sight & Sound“ präsentiert, überflüssig geworden ist. Wir suchen mit unseren Listen nicht nach Übereinstimmung, nicht nach den Filmen, auf die sich die Autoren unserer Seite vielleicht einigen können, im Gegenteil: unserer Ideal wäre es, wenn es keinerlei Übereinstimmungen gäbe, wenn jeder ganz andere Filme nennen würde und so allen, den Teilnehmern wie den Lesern, den Anreiz geben würde, möglichst viele Filme noch einmal oder auch ganz neu zu entdecken.

In diesem Sinne viel Spaß mit unseren überarbeiten „30 Lieblingsfilmen“ und allen anderen Listen, die in den nächsten Monaten noch folgen werden.
Die jeweils 22 Favoriten der 90Jahre der Cinedrama-Mitarbeiter.

Die Top Ten 2002 der Cinedrama-Mitarbeiter.

Und hier die Top Ten 2003 der Cinedrama-Mitarbeiter.
Und die Top Ten 2004

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