Road to Perdition (USA 2002)

Original: Road to Perdition

Laufzeit:  Minuten (Pal)

Studio: Fox

Regie: Sam Mendes

Darsteller: Tom Hanks, Paul Newman, Tyler Hoechlin, Jennifer Jason Leigh, Jude Law u.a.

Bildformat: 1:1,85 (16:9)

Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch

Untertitel: Deutsch

Extras: Audiokommentar, Deleted Scenes u.m.

 

1. Das Herz der Familie

 

 

 

Ein eisiger Wind durchweht Sam Mendes' (»American Beauty«) neuen Film »Road to Perdition«, der nicht zufällig im amerikanischen Winter angesiedelt ist. Einziges Element der Wärme in einer verrotteten Gangsterwelt sind die zwei zentralen Vater-Sohn-Beziehungen, welche das finstere Drama in Gang setzen. Tom Hanks verkörpert mit grimmiger Intensität ein Familienoberhaupt, das für einen irischen Unterweltboss als Killer arbeitet. Als er eines Nachts mit dem erwachsenen Sohn seines Arbeitgebers unterwegs ist, um ein unliebsames Mitglied der Gangstergesellschaft zur Ordnung zu rufen, endet das in einem Mord. Weil sein 12jähriger Sohn Zeuge dieser Tat war, landet er mit der ganzen Familie auf der Abschussliste. Dem folgenden Anschlag fallen die Ehefrau und das zweite Kind zum Opfer, während er selbst mit seinem Sohn ungeschoren davonkommt. Ohne zu zögern verlassen beide das gefährliche Heim, um sich auf den Weg der Rache zu begeben. Sam Mendes inszeniert diesen Weg als konsequenten Aufeinanderprall der familiären Linien. Der Killer, welcher seine Kinder niemals innerhalb des Unterweltzirkels sehen wollte, muss das einsame Geschäft der bedingungslosen Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Boss suchen, um für den letzten verbliebenen Nachkommen eine glückliche Zukunft zu ermöglichen. Sein Gegner besitzt als einzigen Halt in der verlogenen Gangsterwelt nur noch die Loyalität zu seinem Sohn, obwohl der Dreck am Stecken hat. Da das verwandtschaftliche Verhältnis das letzte Refugium positiver Werte ist, entwickeln die beiden Seiten eine unmenschliche Verbissenheit in ihrem Kampf. Der jüngst verstorbene Kameramann Conrad L. Hall findet dafür Bilder von beindruckender Intensität, wenn er diverse Schießereien oscarprämiert in Szene setzt, oder solche von symbolischer Schönheit, wenn der 12jährige Junge durch eine verschwommene Glasscheibe sieht als würde er in eine unsichere Zukunft blicken. So gelingt Mendes zusammen mit Hall ein dunkles Märchen über die Eisigkeit der Gangsterwelt, über die gesellschaftliche Funktion des Vaters und die Hoffnung, welche in der Möglichkeit eines anderen Schicksals für die Nachkommen steckt.

 

2. Filmische Malerei (Bildqualität DVD)

 

Conrad L. Hall hat »Road to Perdition« in einem Stil visualisiert, der in weiten Teilen eher an ein Gemälde erinnert als an die gewohnte Optik aktueller Hollywoodfilme. Die Aufnahmen bei Tag wurden in einem ganz speziellen, matten Licht inszeniert, das die weitgehend von kräftigen Farben befreiten Bilder deutlich entrückt wiedergibt. Man könnte sagen, dass sich auf diese Weise eine schwebende Atmosphäre einstellt, die den Blick soweit aus der Szenerie heraus löst, dass man als Zuschauer nur selten den Eindruck gewinnt, man befinde sich innerhalb der verschiedenen Orte. Stattdessen ergibt sich ein Seherlebnis wie aus einer mittleren Distanz beobachtet. Obwohl der Film nicht aus der subjektiven Perspektive des Kindes erzählt wird, simuliert die Kameraarbeit Halls über weite Strecken durch ihren entrückten Stil das staunende Umsehen eines Kindes in einer völlig neuen Welt. Noch auffälliger inszeniert wurden die zahlreichen Nachtaufnahmen des Films. Hier tanzen einzelne Lichtpunkte, die sich fortbewegen und schließlich als Autoscheinwerfer erkannt werden, durch eine ansonsten dunkle Nacht, Menschen die durch den oft vorhandenen Regen wandern, erhalten eine Lichtinszenierung, die entweder einzelne Details besonders hervorhebt oder sie als dunkle Schemen entlang laufen lässt, über dem matten Weiß des Schnees scheinen kunstvoll arrangierte Lichtquellen bis sie an ihren dunklen Rändern auslaufen, oder Mündungsblitze der Feuerwaffen flackern kurzzeitig auf. Nahezu jede Nachtaufnahme besteht aus Stilisierungen verschiedener Art, die einzelne Details besonders betonen, um ihnen eine erhöhte Bedeutung zuzuschreiben. Fast jede Nachtaufnahme lässt sich deswegen wie ein optisches Symbol deuten. Conrad L. Hall hat sich beim visuellen Konzept von »Road to Perdition« nicht zurück gehalten. Ob man sich nun für diese Art der Kameraführung begeistern kann oder nicht, steht auf einem eigenen Blatt, die Aufgabe der DVD ist es, sie so perfekt wie möglich zu übertragen. Hier wurde sehr gute Arbeit geleistet. Lediglich in einigen Panorama-Bildern hat sich ein leichtes Hintergrundrauschen eingeschlichen, beziehungsweise gibt es ein kaum erhebliches Konturenflimmern zu entdecken. Darüber hinaus ist die Bildqualität ausgezeichnet.

 

3. Tonqualität

 

Schwächen existieren nicht.

 

4. Kommentar, sonstige Extras

 

Es ist eine große Freude, wenn man einen Audiokommentar wie den auf dieser DVD enthaltenen vorfindet. Sam Mendes offenbart sich als Regisseur, der zu jeder Szene erläutert, welchen Hintergrund sie für seine Sichtweise auf den vorliegenden Stoff hat. Das reicht von detaillierter Filmanalyse über Erklärungen zu einzelnen gestalterischen Elementen bis zu Einordnungen in den dramaturgischen Kontext. Viel besser lässt sich ein Audiokommentar nicht mehr sprechen.

Die 11 Deleted Scenes sind teilweise sehr interessant, teilweise weniger interessant. Zu den wichtigsten gehört eine Szene, in welcher der Auftragskiller Maguire die Zimmer Michael Sullivans und seines Sohnes durchsucht. Hier erfährt die Figur Jude Laws eine weitere Charakterisierung in seinem investigativen Jagdinstinkt. Des Weiteren enthält die DVD eine sehr schöne Szene mit Al Capone sowie zusätzliche Verlängerungen im Film enthaltener Sequenzen, welche die Beziehungen der Figuren untereinander näher beleuchten. Unter anderem wurde die Totenwache zu Beginn des Films deutlich ausführlicher gedreht. Teile davon sind jetzt auf dieser DVD enthalten. Wahlweise kann man zu jeder Deleted Scene den Kommentar des Regisseurs Sam Mendes anwählen. Hier erfolgen Einordnungen ins Konzept des Films sowie Erläuterungen, warum die Szenen herausgeschnitten wurden.

 

Fazit: »Road to Perdition« hat eine exquisite Veröffentlichung auf DVD erfahren, an der es nichts zu bemängeln gibt.

 

Stefan Dabrock

 

 

zurück