Laufzeit: Minuten (Pal)
Studio: Fox
Regie: Sam Mendes
Darsteller: Tom Hanks, Paul Newman, Tyler Hoechlin, Jennifer Jason Leigh, Jude Law u.a.
Bildformat: 1:1,85 (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Audiokommentar, Deleted Scenes u.m.
1. Das Herz der Familie
Ein eisiger Wind durchweht Sam Mendes' (»American Beauty«)
neuen Film »Road to Perdition«, der nicht zufällig im amerikanischen Winter
angesiedelt ist. Einziges Element der Wärme in einer verrotteten Gangsterwelt
sind die zwei zentralen Vater-Sohn-Beziehungen, welche das finstere Drama in
Gang setzen. Tom Hanks verkörpert mit grimmiger Intensität ein
Familienoberhaupt, das für einen irischen Unterweltboss als Killer arbeitet.
Als er eines Nachts mit dem erwachsenen Sohn seines Arbeitgebers unterwegs ist,
um ein unliebsames Mitglied der Gangstergesellschaft zur Ordnung zu rufen,
endet das in einem Mord. Weil sein
12jähriger Sohn Zeuge dieser Tat war, landet er mit der ganzen Familie auf der
Abschussliste. Dem folgenden Anschlag fallen die Ehefrau und das zweite Kind
zum Opfer, während er selbst mit seinem Sohn ungeschoren davonkommt. Ohne zu
zögern verlassen beide das gefährliche Heim, um sich auf den Weg der Rache zu
begeben. Sam Mendes inszeniert diesen Weg als konsequenten Aufeinanderprall der
familiären Linien. Der Killer, welcher seine Kinder niemals innerhalb des
Unterweltzirkels sehen wollte, muss das einsame Geschäft der bedingungslosen
Auseinandersetzung mit seinem ehemaligen Boss suchen, um für den letzten
verbliebenen Nachkommen eine glückliche Zukunft zu ermöglichen. Sein Gegner
besitzt als einzigen Halt in der verlogenen Gangsterwelt nur noch die Loyalität
zu seinem Sohn, obwohl der Dreck am Stecken hat. Da das verwandtschaftliche
Verhältnis das letzte Refugium positiver Werte ist, entwickeln die beiden
Seiten eine unmenschliche Verbissenheit in ihrem Kampf. Der jüngst verstorbene
Kameramann Conrad L. Hall findet dafür Bilder von beindruckender Intensität,
wenn er diverse Schießereien oscarprämiert in Szene setzt, oder solche von
symbolischer Schönheit, wenn der 12jährige Junge durch eine verschwommene
Glasscheibe sieht als würde er in eine unsichere Zukunft blicken. So gelingt
Mendes zusammen mit Hall ein dunkles Märchen über die Eisigkeit der
Gangsterwelt, über die gesellschaftliche Funktion des Vaters und die Hoffnung,
welche in der Möglichkeit eines anderen Schicksals für die Nachkommen steckt.
2. Filmische Malerei (Bildqualität DVD)
Conrad L. Hall hat »Road to Perdition« in einem Stil
visualisiert, der in weiten Teilen eher an ein Gemälde erinnert als an die
gewohnte Optik aktueller Hollywoodfilme. Die Aufnahmen bei Tag wurden in einem
ganz speziellen, matten Licht inszeniert, das die weitgehend von kräftigen
Farben befreiten Bilder deutlich entrückt wiedergibt. Man könnte sagen, dass
sich auf diese Weise eine schwebende Atmosphäre einstellt, die den Blick soweit
aus der Szenerie heraus löst, dass man als Zuschauer nur selten den Eindruck
gewinnt, man befinde sich innerhalb der verschiedenen Orte. Stattdessen ergibt
sich ein Seherlebnis wie aus einer mittleren
Distanz beobachtet. Obwohl der Film nicht aus der subjektiven Perspektive des
Kindes erzählt wird, simuliert die Kameraarbeit Halls über weite Strecken durch
ihren entrückten Stil das staunende Umsehen eines Kindes in einer völlig neuen
Welt. Noch auffälliger inszeniert wurden die zahlreichen Nachtaufnahmen des
Films. Hier tanzen einzelne Lichtpunkte, die sich fortbewegen und schließlich
als Autoscheinwerfer erkannt werden, durch eine ansonsten dunkle Nacht,
Menschen die durch den oft vorhandenen Regen wandern, erhalten eine
Lichtinszenierung, die entweder einzelne Details besonders hervorhebt oder sie
als dunkle Schemen entlang laufen lässt, über dem matten Weiß des Schnees
scheinen kunstvoll arrangierte Lichtquellen bis sie an ihren dunklen Rändern
auslaufen, oder Mündungsblitze der Feuerwaffen flackern kurzzeitig auf. Nahezu
jede Nachtaufnahme besteht aus Stilisierungen verschiedener Art, die einzelne
Details besonders betonen, um ihnen eine erhöhte Bedeutung zuzuschreiben. Fast
jede Nachtaufnahme lässt sich deswegen wie ein optisches Symbol deuten. Conrad
L. Hall hat sich beim visuellen Konzept von »Road to Perdition« nicht zurück
gehalten. Ob man sich nun für diese Art der Kameraführung begeistern kann oder
nicht, steht auf einem eigenen Blatt, die Aufgabe der DVD ist es, sie so
perfekt wie möglich zu übertragen. Hier wurde sehr gute Arbeit geleistet.
Lediglich in einigen Panorama-Bildern hat sich ein leichtes Hintergrundrauschen
eingeschlichen, beziehungsweise gibt es ein kaum erhebliches Konturenflimmern
zu entdecken. Darüber hinaus ist die Bildqualität ausgezeichnet.
3. Tonqualität
Schwächen existieren nicht.
4. Kommentar, sonstige Extras
Es ist eine große Freude, wenn man einen Audiokommentar wie den auf dieser DVD enthaltenen vorfindet. Sam Mendes offenbart sich als Regisseur, der zu jeder Szene erläutert, welchen Hintergrund sie für seine Sichtweise auf den vorliegenden Stoff hat. Das reicht von detaillierter Filmanalyse über Erklärungen zu einzelnen gestalterischen Elementen bis zu Einordnungen in den dramaturgischen Kontext. Viel besser lässt sich ein Audiokommentar nicht mehr sprechen.
Die 11 Deleted Scenes sind teilweise sehr interessant, teilweise weniger interessant. Zu den wichtigsten gehört eine Szene, in welcher der Auftragskiller Maguire die Zimmer Michael Sullivans und seines Sohnes durchsucht. Hier erfährt die Figur Jude Laws eine weitere Charakterisierung in seinem investigativen Jagdinstinkt. Des Weiteren enthält die DVD eine sehr schöne Szene mit Al Capone sowie zusätzliche Verlängerungen im Film enthaltener Sequenzen, welche die Beziehungen der Figuren untereinander näher beleuchten. Unter anderem wurde die Totenwache zu Beginn des Films deutlich ausführlicher gedreht. Teile davon sind jetzt auf dieser DVD enthalten. Wahlweise kann man zu jeder Deleted Scene den Kommentar des Regisseurs Sam Mendes anwählen. Hier erfolgen Einordnungen ins Konzept des Films sowie Erläuterungen, warum die Szenen herausgeschnitten wurden.
Fazit: »Road to Perdition« hat eine exquisite
Veröffentlichung auf DVD erfahren, an der es nichts zu bemängeln gibt.
Stefan Dabrock